"COVID-19 war für uns alle neu, von Mitte März bis Mitte Mai hatten wir am Universitätsklinikum 201 stationäre Patienten mit diesem Virus. Es macht uns glücklich, dass davon über 70 Prozent überlebt haben, das ist eine irre gute Zahl, und dafür haben wir einen gigantischen Aufwand betrieben. Das schaffen Sie nur durch das Zusammenspiel von hoch qualifizierten Kräften, wir können dankbar sein, dass wir diese haben!" In eindrucksvollen Worten und Zahlen berichtete der Ärztliche Direktor am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, der Lungenforscher Prof. Dr. Werner Seeger von den Auswirkungen des Corona-Virus auf die Region Mittelhessen. "Im Zusammenspiel mit allen Kliniken der Umgebung haben wir es geschafft, die Kontrolle über die Situation zu halten. Inzwischen bekommen wir Briefe von Patienten, die wieder Fahhrad fahren können." Die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurde intensiv genutzt: wann können Chöre wieder singen? Wie ist die Situation in Zügen, Bussen und Autos? Gibt es Medikamente, die helfen? Professor Seeger fand auf jede Frage eine Antwort, auch wenn diese "So genau wissen wir das noch nicht!" lautete. Die Rolle der Kinder und die Dauer der Immunität seien beispielsweise noch nicht abschließend geklärt. "So eine Situation darf nie wieder eintreten", war seine klare Botschaft für das Gesundheitssystem und darauf gemünzt, dass durch die weltweite Nachfrage und die Lieferengpässe zwischenzeitlich Hygieneprodukte knapp geworden sind.
Klar nachvollziehbar war auch die Antwort des Wissenschaftlers auf die Frage nach der Notwendigkeit der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie: "Wir hatten in der 15. Woche eine Verdoppelung der Patienten in drei bis vier Tagen und zu dem Zeitpunkt 60 Covid 19-Patienten auf der Intensivstation. Hätte sich der Zuwachs nicht verringert, hätten wir nach acht Tagen 120 Patienten gehabt, nach 12 Tagen 240, nach 16 Tagen 480 und nach nur 20 Tagen 1920 zu beatmende Patienten - in der Folge wären das Zustände wie in der Lombardei gewesen, das hätte niemand bewältigen können!" Selbst bei einer ausreichenden Bettenzahl hätte es nicht genügend spezialisiertes Personal gegeben; von den Mitarbeitern haben sich nur zwei angesteckt.
Neben dem Dialog mit dem Mittelhessen-Botschafter standen für die Mitglieder - 46 waren der Einladung des Vorsitzenden, Dr. Christoph Ullrich, gefolgt, der Rückblick auf das Jahr 2019 im Mittelpunkt: die Internationale Schule Mittelhessen mit den beiden Standorten in Marburg und Wetzlar hat im September 2019 ihren Betrieb aufgenommen. An der Marburger Steinmühle mit einer ersten und einer zweiten Klasse und der Wetzlar Friedrich Wilhelm Raiffeisen-Schule mit einer ersten Klasse werden insgesamt 48 Kinder beschult. Das bilinguale Schulangebot wird von Eltern aus sieben Nationen und zieht interessierte Schülerinnen und Schüler auch aus Deutschland an.
Ebenfalls neu gegründet wurde das Netzwerk "Mittelhessen.Digital", in dem sich 16 digital arbeitende Unternehmen - allesamt Mitglieder im Verein Mittelhessen - zusammen geschlossen haben und gemeinsam innovative Veranstaltungs-Formate und Angebote entwickelt haben. Sie sehen sich als Unterstützer und Sparriingspartner für die Region, gerade bei akuten Problemen im Kontext der digitalen Transformation.
Neben dem Vorsitzenden, Regierungspräsident Dr. Ullrich, standen auch Finanzvorstand Heiko Stock und der Geschäftsführer des Regionalmanagements, Jens Ihle, den Mitgliedern Rede und Antwort. Nach knapp zwei Stunden gab es viel Lob für das neue interaktive Format und die Gewissheit, dass es nicht die letzte interaktive virtuelle Veranstaltung des Regionalmanagements gewesen ist.