Eine Delegation der Japan External Trade Organisation (JETRO) hat in der vergangenen Woche auf Einladung der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH (RMG) Firmen in Mittelhessen besucht und sich mit Vertretern von Politik und Wirtschaft getroffen. In Reiskirchen war die 25-köpfige Gruppe am Dienstag zu Besuch bei der Weiss Klimatechnik GmbH, die zur Heuchelheimer Schunk-Group gehört. Einen Tag später besichtigte die Delegation in Gießen mit der Werth Messtechnik GmbH einen weiteren Mittelständler, der auch mit seinen Produkten international führend ist. Schließlich stand ein Besuch im Anwenderzentrum Medizintechnik der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) auf dem Programm. „Wir sind froh, Unternehmen der Region die Möglichkeit geben zu können, Kontakte nach Japan zu knüpfen, einem Markt, der vielen Firmen immer noch als schwierig gilt“, sagte RMG-Geschäftsführer Jens Ihle.
Den Markteinstieg in das fernöstliche Land zu erleichtern ist eines der erklärten Ziele der JETRO. Unter anderem unterstütze die Organisation Firmen, die in Japan eine Vertretung eröffnen möchten, mit kostenfreier Büro-Infrastruktur für die Übergangszeit, sagte JETRO-Vize-Präsident Soichi Yoshimura. „Wir möchten, dass hochspezialisierte Firmen wie Weiss und Werth nicht nur Vertriebspartner, sondern auch Niederlassungen in Japan haben.“ Deutsche Firmen hätten einen guten Ruf in Japan, „sie sind bekannt für hervorragende Qualität“. Die Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer JETRO-Niederlassung pflegt das Regionalmanagement gemeinsam mit der hessischen Wirtschaftsförderung Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) laut RMG-Regionalmanager Christian Piterek bereits seit einiger Zeit. Bei einem Empfang im Gießener Dach-Café stellte Gießens Stadträtin Astrid Eibelshäuser vor allem den Hochschulstandort in den Vordergrund: „Ich bin froh, dass Sie Gelegenheit haben, ein Projekt an der THM zu besuchen“, sagte Eibelshäuser. Handwerkskammer-Präsident und RMG-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Repp betonte bei dem Empfang die Stärke der Region durch die Vernetzung von Politik und Wirtschaft im Regionalmanagement. Repp informierte bei dieser Gelegenheit die interessierten Japaner auch über das duale Ausbildungssystem in Deutschland.
Beim anschließenden Besuch des Anwendungszentrums Medizintechnik der THM konnten die Gäste sehen, wie sich Hochschule und Unternehmen vernetzen. Prof. Martin Fiebich stellte den Japanern junge Unternehmen vor, die ihre Produkte in direkter Nachbarschaft zu Forschung und Lehre marktreif machen. Hessen sei in Deutschland und Europa führend bei der Produktion biomedizinischer Produkte, sagte Dr. Detlef Terzenbach von der HTAI. „Und in Mittelhessen schlägt das Herz der hessischen Medizintechnik.“
In Reiskirchen informierte Peter R. Manolopoulos, Mitglied der Unternehmensleitung der Schunk Group, gemeinsam mit Weiss-Geschäftsführer Edwin Zijlstra die Delegation über das Unternehmen, das weltweit einer der bedeutendsten Hersteller für Geräte zur Umweltsimulation, Stabilitätsprüfungen und Emissionsprüfung ist. So bekamen die Besucher unter anderem Anlagen zu sehen, in denen zum Beispiel Fahrzeuge auf Emissionen und Flugzeugteile unter den extremsten Umweltbedingungen auf Stabilität geprüft werden. Die Gäste konnten bei Weiss zudem in einem Vorführ-Operationssaal erleben, wie ein System zur Umweltkontrolle funktioniert, mit dem Chirurgen Infektionsgefahren eindämmen und kontrollieren können. Dr. Manfred Felske-Zech von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Gießen gab zusätzlich Informationen zu Standort und Wirtschaftsraum. Yoshimura verwies zum Abschluss des Besuchs auf die kommenden Medizintechnik-Messe im japanischen Osaka: „Wir würden uns freuen, Sie dort zu sehen“, sagte er in Richtung der Weiss-Vertreter.
In Gießen begleitete Sabine Wilcken-Görich, Abteilungsleiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, die Japaner. Beim Besuch der traditionsreichen Firma Werth Messtechnik stellte sie dort den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Gießen als dynamische, internationale, junge und wachsende Stadt vor. Das in den 50er-Jahren in Düsseldorf gegründete Unternehmen ist Spezialist in der Herstellung von Anlagen zur präzisen Vermessung dreidimensionaler Objekte mittels integrierter optischer und taktiler Sensoren und besitzt insbesondere beim Einsatz von Röntgentomografie ein Alleinstellungsmerkmal. In Japan ist Werth vor allem mit einem System zur Vermessung von Diesel-Einspritzdüsen am Markt. „Auf diesem Gebiet bieten japanische Firmen nichts vergleichbares“, sagte Werth-Geschäftsführer Dr.-Ing. Ralf Christoph. Aus der Metropolregion Rhein-Ruhr nach Mittelhessen ist Werth übrigens seinerzeit vor allem wegen der starken optisch-feinmechanischen Industrie in der Region gezogen. „Hier gibt es eine gute Infrastruktur, um Teile zu kaufen“, sagte Christoph – und zwar in der passenden Qualität.