Als Bühnen-Dichter hat Lars Ruppel schon längere Zeit die Fahne der mittelhessischen Wort-Kultur in die deutschen Lande getragen. Nun ist der Slampoet, Kabarettist und mehrfache deutsche Poetry-Slam-Meister auch offiziell Botschafter der Region Mittelhessen. Während der Kulturveranstaltung „Im Dialog zum Erfolg - Kultur trifft Kulturbotschafter“ des Mittelhessen e.V. in Schlitz am vergangenen Dienstag (26.4.16) überreichte Dr. Lars Witteck, Vorsitzender des Vereins Mittelhessen, Ruppel die Ernennungsurkunde. Der Abend war insgesamt von Wortkunst geprägt: Neben Ruppel, der auch die Moderation übernahm, gestalteten mit dem Schauspieler Edgar M. Böhlke und dem Kabarettisten und Autoren Dietrich Faber zwei weitere Mittelhessen-Botschafter das Programm.
Mit diesem „Crossover-Stil“ zeige man, welche Bandbreite Kultur in Mittelhessen habe, sagte Dr. Lars Witteck, Vorsitzender des Vereins Mittelhessen, zum Einstieg in den Abend im Schlitzer Schloss Hallenburg der Landesmusikakademie Hessen. Welche Bandbreite die Region insgesamt hat, verdeutlicht seit einiger Zeit ein Image-Film, zu dem Lars Ruppel seine Reime getextet hatte, und der am Dienstag ebenfalls den rund 70 Gästen gezeigt wurde. Das „Lieblingslied für Deine Heimat“, gefilmt vom Lindener Marco Kessler, sei mittlerweile im Internet rund 170.000-mal angeschaut und für einen internationalen Wirtschaftsfilmpreis nominiert worden, freute sich Jens Ihle.
Und es gab in Schlitz auch einen weiteren Hit aus Ruppels Wortwerkstatt zu hören: „Alter Schwede“, mit dem der gebürtige Gambacher und Wahl-Mittelhesse, der heute in Berlin lebt, 2014 die Poetry-Slam-Meisterschaft in Dresden gewonnen hatte. Es ist ein Werk, das sich ironisch mit dem Benutzen gängiger Sprichwörter auseinandersetzt, und das Ruppel nach eigener Aussage auch als Werbung „für den bewussten Gebrauch der deutschen Sprache“ versteht – ein Ansatz, den der 1985 geborene Wortkünstler übrigens nicht nur auf der Bühne vertritt, sondern mit seinem Projekt „Weckworte“ auch nutzt, um mit Hilfe der Poesie einen emotionalen Zugang zu demenzkranken Menschen zu schaffen.
Den Sprung von der Poesie zum Kabarett, mit starkem Mittelhessen-Einschlag, machte Dietrich Faber mit seiner Figur des archetypischen Oberhessen Manni Kreutzer, bekannt aus Fabers Bröhmermann-Krimi-Reihe. Zusammen mit Tim Potzas als „Django Bonanza“ an der Westerngitarre spielte sich Kreutzer nicht zuletzt als „Lonesome Wolf“ im Country-Stil in die Herzen des Publikums. Aber auch Fabers ebenso feinsinnige wie urkomische Beobachtung eines mittelhessischen „Grillsportvereins“ und dessen kritischem Verhältnis zum Einsatz von Alu-Folie gehörten im Schloss Hallenburg zum Repertoire.
Bühnenstar, Schauspiel-Professor und Tatort-Schauspieler Edgar M. Böhlke blieb bei seiner Lesung während am Dienstag ebenso heimatverbunden: Er las Texte aus dem Oberhessischen Sagenbuch von Theodor Bindewald, aus „Wilderer in Oberhessen“ von Karl Brodhäcker und – wunderbar gruselig vorgetragen – aus Werner Bergengruens „Die schöne Frau Amanita“. Zum Abschluss gab es noch einen Text aus Jorge Bucays „Komm ich erzähl Dir eine Geschichte“ zu hören. Für Böhlke, 1940 in Niederschlesien geboren und zuletzt 18 Jahre Professor an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, ist der Vogelsberg die Heimat.
„Kultur trifft Kulturbotschafter“ war die zweite Veranstaltung einer Reihe, mit der der Mittelhessen e.V. seinem Motto „Im Dialog zum Erfolg“ Rechnung tragen will. Davor hatte sich der Verein vor rund einem Jahr bei der Firma Leica in Wetzlar unter dem Titel „Kultur trifft Kultmarke“ unter kulturellen Vorzeichen getroffen und damit „eine Tradition begründet“, wie Vereinsvorsitzender Witteck in Schlitz sagte. Unter den Gästen waren auch Gießens Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich und der Landrat des Vogelsbergkreises, Manfred Görig.