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Mittelhessen als
Gemeinschaft auf der Expo Real

Video starten Die Region Mittelhessen präsentierte sich auch 2016 wieder erfolgreich mit einem Gemeinschaftsstand auf der Immobilien-Messe Expo Real in München.

Deutlich mehr Nachfrage als Angebot auf der Expo Real
Aussteller auf dem Mittelhessen-Stand ziehen positive Bilanz

„Die Menschen wollen kaufen, alle Investoren wollen investieren und die Banken wollen finanzieren, aber es gibt wenig Angebote“ – mit diesen Worten fasste Peter Hanker, Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen die Stimmung auf der diesjährigen Expo Real zusammen: „Es gibt einen riesigen Nachfrageüberhang!“ Entsprechend viel Zuspruch erfuhren die 23 privaten und kommunalen Aussteller, die vom 4. bis 6. Oktober 2016 zusammen mit dem Regionalmanagement Mittelhessen den mittelhessischen Gemeinschaftsstand bildeten. Hanker weiter: „Die Expo Real ist für die Region ein superwichtiger Anschluss an die überregionalen Märkte. Wir Mittelhessen können uns hier präsentieren, wir finden Beachtung und erschließen uns Kreise, die wir sonst jeder für sich genommen niemals in der Form erreichen würden.“ Geschäftsführer Jens Ihle ergänzt: „Die drei Tage sind wie jedes Jahr eine intensive Erfahrung. Das Konzept der öffentlich-privaten Partnerschaft geht voll auf.“

Bereits zum zwölften Mal und in unmittelbarere Nähe zu den anderen hessischen Ausstellern auf dem Münchner Messegelände bildeten die Aussteller aus Mittelhessen einen 196 qm großen Gemeinschaftsstand. Die Themen reichten vom sozialen Wohnungsbau über Gewerbeflächen bis hin zu großen Bauvorhaben wie der Limburger „Railway Station“. Ihle weiter: „In Mittelhessen gibt es viel zu zeigen und zu vermarkten. Die Mischung von Entscheidungsträgern aus Immobilienwirtschaft und Kommunen macht unseren Stand aus. Durch die aktuelle Zinssituation boomt die Branche und das Geschäft wird nicht nur in den Metropolen gemacht. Das ist gut für Mittelhessen und seine Unternehmen.“ Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der hessischen Wirtschaftsförderung Hessen Trade & Invest (HTAI) stimmt dem zu: „Wir sehen zunehmend, dass die südhessische Region saturiert ist und Geschäft nach Mittelhessen kommt. Mittelhessen ist die Region der Zukunft in Hessen, weil sie das Know-How von hervorragend ausgebildeten Fachleuten mit der Lage relativ günstig zum Frankfurter Flughafen verbindet. Von Gießen oder Marburg aus ist man genau so schnell am Flughafen wie von der Bergstraße. Das bedeutet: an Mittelhessen führt kein Weg vorbei in der Zukunft.“

Oliver Beil (HTAI), HTAI-Geschäftsführer Dr. Rainer Waldschmidt, RMG-Geschäftsführer Jens Ihle und Patrick Schütz (HTAI) (v.l.)
Die HTAI auf dem mittelhessischen Gemeinschaftsstand: Oliver Beil (HTAI), HTAI-Geschäftsführer Dr. Rainer Waldschmidt, RMG-Geschäftsführer Jens Ihle und Patrick Schütz (HTAI) (v.l.)

Über die erstmalige Einbindung der HTAI in den Mittelhessen-Stand zeigten sich auch die drei Vorsitzenden der Regionalmanagement-Gremien erfreut: „Das ist ein starkes Symbol der lebendigen Zusammenarbeit zwischen Mittelhessen und dem Land“ fasste Aufsichtsrats-Chef Klaus Repp zusammen. Der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden war ebenso wie der Limburger Landrat Manfred Michel (Vorsitzender der Gesellschafterversammlung) und der Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich (Vorsitzender des Vereins Mittelhessen) nach München gekommen und zeigten sich beeindruckt vom Mittelhessen-Teamgeist und der Kooperationsintensität zwischen den Standpartnern auf der Expo Real. Gemeinsam intensivierte man zudem die Gespräche mit der Rhein-Main-Region, die auf höchster Ebene mit dem Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann geführt wurden. Auch die Bundespolitik war mit Staatssekretär Gunther Adler aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit vertreten. Auf Vermittlung von Fernwalds Bürgermeister Stefan Bechthold besuchte er den Mittelhessenstand und informierte sich über die Flächenentwicklungen und die Herausforderung des sozialen Wohnungsbaus.

Gemeinsam ist man stark: Unsere Standpartner in Halle C1 auf der Expo Real.
Gemeinsam ist die Region stark: Unsere Standpartner in Halle C1 auf der Expo Real.

HTAI-Chef Waldschmidt: „Mittelhessen ist die Region der Zukunft in Hessen“

Gerade die Unternehmen berichteten von einer lebendigen Stimmung und steigenden Preisen: „Die Nachfrage ist mehr als gut, mit der Quote und der Schnelligkeit der Vermarktung haben wir nicht gerechnet“, so Matthias Möhl, Geschäftsführer der Faber & Schnepp Hoch- und Tiefbau, die den Wohnpark südlicher Kugelberg in Gießen entwickeln. Auch David Szegdi von der Mittelhessische Wohnen GmbH stimmt dem zu: „Wir haben in der Projektion derzeit 750 Wohnungen. Unser Hauptklientel sind Kapitalanleger, die den studentischen Bedarf an Wohnraum abdecken. Das größte Vorhaben ist das am Gießener Güterbahnhof, wo wir 430 Wohnungen bauen. 100 haben wir vor kurzer Zeit übergeben, die waren innerhalb von drei Wochen alle vermietet. All das können Sie nur umsetzen, wenn ein Bedarf da ist.“ Dies kann Möhl für seine Projekte bestätigen: „Die Hälfte wird vermietet, die Hälfte geht in Eigennutzung.“

Wolfgang Bartsch, Geschäftsführer der Imaxx, berichtet aus Maklerperspektive: „Die Nachfrage sehr stark und so hoch, das wir sie gar nicht bedienen können, weil nichts mehr da ist. Die Preise liegen dabei im Schnitt inzwischen bei 3.000 Euro pro Quadratmeter.“ Eine Quote für den sozialen Wohnungsbau, wie sie Marburg einführen will, ist für Gießen kein Thema. Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich erklärt, warum: „Wir haben sowieso 25 bis 30 Prozent im niedrigpreisigen Segment, Wohnungen für um die 5 Euro pro Quadratmeter, so dass wir die Quote, um einen Wohnungsmarkt ausgewogen zu halten, schon erfüllt haben.“ Zum anderen lässt die Stadt über städtebauliche Verträge von den Investoren auch Erschließung, Grünflächen und teilweise sogar Kitas bauen. „Wenn wir eine Quote hätten, müssten wir das bei Neubauten alles selber machen. Zugleich müssten unsere alten Sozialwohnungen verfallen lassen. Das sieht jeder ein, dass das nicht geht.“ Szegedi als betroffener Projektentwickler erklärt dazu: „Dass wir für die Infrastruktur wie Straße, Kanal selber Sorge tragen müssen, ist in Ordnung, das gehört dazu.“

Ganz anders sieht das in Marburg aus, wo der Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies formuliert: „Hier gibt es nicht so viel Platz, weder für zu viele Autos, noch für zu viele Gebäude“ – insgesamt eine große Herausforderung. Er freue sich jedoch über neue Initiativen im Parlament: „Die versuchen, alle Flächen, die wir in Marburg sinnvollerweise für den Wohnungsbau nutzen können, auch dafür zu nutzen und den Menschen die Möglichkeit zu geben, in der Kernstadt zu wohnen.“ Karsten Schreyer von der S+S Immobilien ist als Sponsor am Mittelhessen-Stand und arbeitet derzeit in Marburg an Projekten mit circa 350 Wohneinheiten, von denen circa 200 in Bau sind. Er berichtet von Verfahren, die „gute zwei bis drei Jahre an Vorarbeit benötigen. Von daher muss ich schon jetzt wissen, was in drei Jahren gefragt ist.“ Die aktuell in Marburg diskutierte Sozialquote von 20 bis 30 Prozent lehnt er in dieser Form ab: „Das ist nicht die richtige Richtung. Man sollte das besser Standort-abhängig machen, zwischen 15 und 20 Prozent und projektbezogen. 30 Prozent sind der Anfang vom Ende des privaten Wohnungsbaus.“ Stattdessen schlägt er vor, gemeinsame Projekte umzusetzen. „Dass man sich mit einem Privatprojektentwickler in ein Boot setzt und neue Entwicklungen vorantreibt, dass man gemeinsam dem Druck entgegen wirkt, das wäre ein wünschenswertes Ziel.“ Das befürwortet im Grundsatz auch Dr. Spies: „Die Zusammenarbeit mit Projektentwicklern hinsichtlich Ausweisung von Flächen geht in Marburg ihren geordneten, aber erfolgreichen Gang und so wollen wir das auch in Zukunft haben. Für uns hat klaren Vorrang die städtebauliche Entwicklung, die soziale Struktur, auch dass Menschen aller Schichten, Herkünfte, Einkommensgruppen zusammen wohnen und dass wir keine Ghettos entwickeln. An vielen Stellen können wir beobachten, dass solche Aktivitäten auch spürbar zur Verbesserung der Quartiersstruktur beitragen. Ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg, weil man in Marburg immer weiß, dass die soziale Komponente mindestens so wichtig ist wie der Beton.“ Zur Quote für den Sozialen Wohnungsbau kommentiert der Oberbürgermeister: „Das ist schon kompliziert, ich glaube aber, wir haben einen guten Kompromiss gefunden, den werden wir in zehn Tagen – so hoffe ich – im Stadtparlament beschließen und dann probieren wir mal aus, wie’s geht.“

Wolfgang Kunz von der KuBuS generalplanung + projektentwicklung gmbh berichtet von intensivem Austausch, zum Beispiel über das Thema Innenentwicklung. „Wir haben dazu mit der DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) gesprochen, und planen, diese zu einem Vortrag nach Wetzlar zu holen.“ Stadtentwicklung war auch für die Vertreter der Stadt Wetzlar ein Thema. Bürgermeister Harald Semler konnte von guten Abstimmungen mit Immobilien-Eigentümern in der Bahnhofstraße und zahlreichen weiteren Terminen berichten. „Wir können uns austauschen, treiben Planungen voran und erhalten einen Ausblick, was sich auf dem Markt tut.“ Intensive Gespräche führte auch Wolfgang Kunz, unter anderem mit den Expansionsleitern der Baumarktkette Hornbach, für die KuBuS immer wieder tätig ist: „Hier gibt es viel Bewegung!“ Das Unternehmen selbst plant für eine Kooperation eine internationale Expansion, die auf der Messe weiter konkretisiert wurde.

Expo Real 2016

Jörg Fischer (GHI) unterschreibt und baut in Rosbach

Neben dem Bereich Wohnen waren auch Gewerbeimmobilien auf der Messe angesagt, einen konkreten Abschluss kann erneut Jörg Fischer mit seiner GHI – Gesellschaft für Handel und Immobilien mbH aus Linden verzeichnen. Er unterzeichnete mit Stefan Haja von der Expansionsabteilung der REWE Region Mitte auf der Expo Real den Vertrag für einen 1.200 qm großen REWE-Markt im Sang-Center in Rosbach. Der Komplex besteht aus weiteren Einzelhandels- und Dienstleistungsflächen, einer Pflegeeinrichtung sowie Betreutem Wohnen. Neben dem Neubau stehen inzwischen auch die Weiterentwicklung von Objekten im Fokus, wie Jürgen Reichmann von der Sparkasse Gießen berichtet: „Wir begleiten hier die Wandlung und Optimierung von Immobilien, die sogar mit Nutzungsänderungen einher gehen können. Von solchen Aufwertungen profitiert auch das Stadtbild.“ Dies sei der positive Effekt, dass die Potentialflächen immer knapper werden.

Sicherlich das spektakulärste Projekt hatte Marcel Kremer von der Limburger feuer-werk.immobilien GmbH im Gepäck: die „Railway Station“ ist der Name von zwei Grundstücken links und rechts neben dem ICE-Bahnhof Limburg, jeweils 40 mal 40 Meter groß. Kremer erklärt: „Wir können die relativ kompakt und auch hoch bebauen. Niemand hat sich so richtig dran getraut, weil es schon ein paar Restriktionen gibt. Es ist direkt an den Gleisen, und da fährt alle halbe Stunde ein ICE vorbei. Man hat vom Eisenbahnbundesmt recht strenge Auflagen, aber es gibt bereits Baurecht, das ist wichtig, das muss man sonst erst schaffen.“ Zu seinen Plänen erläutert der Projektentwickler, der unter anderem für die Werk.Stadt in Limburg verantwortlich zeichnet: „Theoretisch können wir auf beiden Grundstücken 12.000 qm Bruttogeschossfläche bauen. Ich könnte mir vorstellen, dass da Leute wohnen, die eine Zeitlang in Frankfurt oder Köln sind. Es gibt auch bei uns große Firmen wie Mundipharma mit seiner Europazentrale. Jeder, der dort neu eingestellt wird, kommt nach Limburg und wird ein halbes Jahr ausgebildet. Die bringen alle ihre Leute nach Wiesbaden und fahren dann jeden Tag von Wiesbaden nach Limburg.“ Er wünsche sich zudem einen oder mehrere bonitätsstarke Mieter und möchte eine große Hotelkette oder anderen Betreiber von dem Projekt überzeugen. Kremer: „Ich bin gerade dabei, die richtigen Nutzer zu suchen. Ein Hotel am Bahnhof wäre ideal: in 20 Minuten sind Sie in Frankfurt und in 40 Minuten in Köln, das vergessen die meisten.“

Die Einschätzungen über den Nutzen der Messe waren einhellig positiv: Matthias Möhl fasst kurz zusammen „Die Teilnahme ist absolut richtig, und es ist klar, dass wir jedes Jahr und auch in Zukunft dabei sind.“ David Szegedi erklärt, warum: „Sie haben auf der Messe die nennenswerten Akteure, sei es aus der Politik, oder Planer oder sonstige Unternehmen, die Sie brauchen, um agieren zu können, alle vor Ort. Und obwohl Sie die alle in Gießen treffen könnten, funktioniert das auf so einer Messe perfekt. Sie können innerhalb des Standes mit den Leuten unkonventionell, schnell und meist sehr zielführend austauschen.“ Wolfgang Bartsch stimmt dem zu: „Die Plattform ist eine exzellente Idee, und der intensive Austausch auf dem Stand ist zu 50 Prozent der Grund hierher zu fahren.“ Gerda Weigel-Greilich resümmiert: „Wir fühlen uns als Teil der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main und sind zugleich größtes Oberzentrum in Mittelhessen. So haben wir eine doppelte Dynamik und profitieren sehr von diesem Auftritt. Investitions-Entscheidungen werden nicht nur nach reinen Fakten – da sind ja auch immer Prognosen dabei – getroffen, sondern auch danach, wie sich eine Region oder eine Kommune darstellt. Wir zeigen hier, dass wir offen ist, dass wir eine dynamische Region sind, und dass wir Interesse haben.“ „Ich habe so viele Leute getroffen, mit denen ich schon länger hätte reden müssen, weil sie nützlich für die Stadt sind“ – mit diesem Satz spricht Dr. Thomas Spies, Oberbürgermeister der Stadt Marburg, den meisten Ausstellern am Mittelhessen-Stand aus der Seele.