Wie kann Mittelhessen von seiner Nähe zur FrankfurtRheinMain-Region profitieren und wie eng soll die Kooperation zwischen den regionalen Akteuren sein? Darüber sprachen die Aufsichtsräte des mittelhessischen Regionalmanagements in ihrer letzten Sitzung mit den Spitzen der FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region (FRM). Deren Aufsichtsratsvorsitzender, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, und FRM-Geschäftsführer Eric Menges waren ins Kreishaus des Lahn-Dillkreises gekommen, um an dem Treffen der 23 Aufsichtsräte teilzunehmen. Neben dem Dialog mit der Nachbarregion standen bei der Sitzung noch die Wahlen der Spitzenpositionen auf der Tagesordnung. Kirsten Fründt, Landrätin des Landkreises Marburg-Biedenkopf, und Klaus Repp, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, wurden zu Vorsitzenden von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung gewählt.
„Eine Stunde ist keine Distanz“ machte Peter Feldmann zu Beginn seines Impulsbeitrages deutlich. „Im Ausland werden Mittelhessen und FrankfurtRheinMain aufgrund ihrer geographischen Nähe kaum als getrennte Regionen wahrgenommen. Davon können beide Seiten profitieren“, erklärte Feldmann und nannte die Bereiche Wohnungsbau, Gewerbeflächenvermarktung, Verkehr, Wissenschaft und das internationale Standortmarketing. Er warb für den Beitritt zur FrankfurtRheinMain GmbH, deren Aufgabe mit 20 Mitarbeitern und Vertretungen in China, Indien und den USA die Anbahnung von Ansiedlungen und neuen Arbeitsplätzen ist: „50 Prozent der Ansiedlungen erfolgen in der Region, 50 Prozent in Frankfurt selbst“, so der Oberbürgermeister. Zehn Industrie- und Handelskammern sind schon über das IHK-Forum Rhein-Main Gesellschafter der FRM GmbH. Der Beitritt des Landkreises Limburg-Weilburg ist bereits beschlossen, weitere Mittelhessen, wie die Stadt und der Landkreis Gießen, haben Interesse an einer Beteiligung bekundet. Sie sehen dieses Engagement jedoch nicht als Alternative ihres Zusammenschlusses im mittelhessischen Regionalmanagement, sondern als richtige Ergänzung: „Wir profilieren uns hessen- und bundesweit als Mittelhessen, international aber als zur FrankfurtRheinMain-Region zugehörig“, wie es eine Aufsichtsrätin formulierte. Peter Feldmann begrüßte die Doppelstrategie der Mittelhessen: „Die emotionale Frage ist dabei oft wichtiger als die Ökonomie“, wusste der Oberbürgermeister und versicherte: „Ich bin nicht hierhergekommen mit dem Ziel der Eingemeindung!“ Der konstruktive Dialog wird fortgeführt, dabei soll über konkrete gemeinsame Maßnahmen der beiden Organisationen zum beiderseitigen Nutzen gesprochen werden. Die Kooperationsvereinbarung der landeseigenen Wirtschaftsförderung Hessen Trade and Invest (HTAI) mit den Wirtschaftsförderungsorganisationen der drei Regionen FrankfurtRheinMain, Mittel – und Nordhessen sei sein gutes Beispiel dafür, so Jens Ihle, Geschäftsführer der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH.
Am Beginn der Sitzung sorgten die Aufsichtsräte und Gesellschafter für einen Wechsel in den Spitzenpositionen der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH: Die Landrätin des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Kirsten Fründt und Klaus Repp, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Wiesbaden wurden bei den turnusgemäßen Wahlen zu Vorsitzenden der beiden Aufsichtsgremien gewählt. Stellvertreter von Kirsten Fründt an der Spitze des Aufsichtsrates ist Rainer Schwarz, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg, die Gesellschafterversamlung wählte den ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten des Lahn-Dill-Kreises, Wolfram Dette, als Stellvertreter. Alle Vorsitzenden wurden einstimmig und für zwei Jahre gewählt. Beim Regionalmanagement, das als Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft aufgestellt ist, werden die Spitzen jeweils abwechselnd von einem kommunalen Vertreter und einem IHK- bzw. HWK-Abgesandten besetzt. Kirsten Fründt machte deutlich, dass ihr neben der Kommunikations- und Vernetzungsfunktion des Regionalmanagements insbesondere die Umsetzung gemeinsamer Projekte wichtig sei. Die Aufsichtsräte waren sich bei ihrem Austausch zur Rolle des Regionalmanagements sehr einig, dass es gemeinsame Aufgabe sein müsse, Mittelhessen als Dachmarke weiter zu stärken. Die Zusammenarbeit der drei mittelhessischen Hochschulen, die unter anderem über den im November 2016 eröffneten Forschungscampus Mittelhessen als kooperative Plattform erfolge, wurde als beispielgebend bewertet. Das Land Hessen – im Aufsichtsrat vertreten durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Energie und Landesentwicklung – fördert die regionale Entwicklung bis 2020 mit Mitteln aus dem gleichnamigen Europäischen EFRE-Fonds.