„Die Herausforderungen in der Strukturentwicklung sind mittlerweile so groß, dass man sie am besten gemeinsam löst und wir in Mittelhessen machen das!“ Gunter Schneider, Unternehmer und Mitglied im Vorstand des Vereins Mittelhessen, hat in der vergangenen Woche die Notwendigkeit und den Willen zur Kooperation und konsequenten Netzwerkarbeit in der Region betont. Das betreffe auch den Wettbewerb um Fachkräfte, wie Wolfram Dette, ehemaliger Oberbürgermeister Wetzlars und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH (RMG), sagte: Man betone die Stärken der Region, „damit klar wird, dass es sich lohnt, in Mittelhessen zu bleiben“, bekräftigte Dette während einer Pressekonferenz auf der Burg Gleiberg bei Gießen, die ein doppeltes Jubiläum zum Anlass hatte: Seit 15 Jahren gibt es das mittelhessische Regionalmanagement als Verein; vor fünf Jahre professionalisierten die Institutionen der Region diese Zusammenarbeit mit einer gemeinsamen GmbH.
Als ein Beispiel dieses „Willens zur Kooperation“ hob Rainer Schwarz, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der RMG, die Zusammensetzung im Aufsichtsrat der GmbH hervor: Das Verhältnis der Gesellschafter sei „bewusst paritätisch“ zwischen Kommunen und den Industrie- und Handels- und Handwerkskammern gewählt. Seit 2013 habe die RMG als Zusammenschluss der Hochschulen, Kommunen und der Wirtschaft in Mittelhessen das Regionalmanagement weiterentwickelt. Dazu kämen der Verein Mittelhessen als „Mutter der GmbH“ und Netzwerk, zu dem auch Unternehmen und Privatleute zählen. Er lobte die „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ im Aufsichtsrat, in dem sich die Mitglieder „auf strategischer Ebene“ über die Weiterentwicklung der Region „manchmal kontrovers, aber immer konstruktiv“ abstimmten.
Der Präsident der IHK Gießen-Friedberg nannte konkrete Beispiele für die erfolgreiche Arbeit der Netzwerke des Regionalmanagements: So habe die bei der RMG angesiedelte Breitband-Beratung des Landes dazu beigesteuert, dass Hessen zu den drei besten Flächenländern in Deutschland beim Breitbandausbau zähle, „und wir in Mittelhessen tragen maßgeblich dazu bei“. Künftig soll eine Initiative aller fünf mittelhessischen Landkreise dafür sorgen, dass 1000 Internet-Hotspots in teilnahmewilligen Kommunen die Bürgerinnen und Bürgern noch besser ans Netz anbinden. Neben der digitalen Infrastruktur habe sich das Regionalmanagement auch für den Weiterbau der A49 eingesetzt. Anfang 2018 seien nun die letzten Hürden beseitigt worden. „Wir freuen uns, dass es jetzt sicher weitergeht.“
Mittelhessen-Vorsitzender und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich erinnerte an die Entstehung des Regionalmanagements als Verein, der vor 15 Jahren vom damaligen Regierungspräsidenten Wilfried Schmied gegründet wurde. Auch nach der Gründung der GmbH vor fünf Jahren setzte der Mittelhessen e.V. als Gesellschafter der GmbH seine Arbeit fort. Unter dem Motto „Im Dialog zum Erfolg“ organisiert er Veranstaltungen, lädt zu „Runden Tischen“ ein und initiiert eigene Projekte. Aus 23 Mitgliedern seien mittlerweile 234 geworden – Einzelpersonen, Kommunen, Institutionen und „vor allem mittelhessische Unternehmen“. Die Doppelfunktion des jeweils amtierenden RPs als Vereinsvorsitzender sei eine Tradition, „für die ich dankbar bin“, sagte Ullrich. Er erinnerte auch an die Errungenschaften seiner Vorgänger: „Während Wilfried Schmied vor allem für die Aufbau- und Überzeugungs-Arbeit zuständig war, erfolgte nach dem Anstoß von Dr. Lars Witteck die Reorganisation des Regionalmanagements.“
(Alle Fotos Regionalmanagement Mittelhessen / Katrina Friese)
Ullrich dokumentierte die Bedeutung der Mitgliedschaft im Verein anhand zweier Initiativen: Mit der „Route der Industriekultur“ habe der Mittelhessen e.V. die Rolle der Region als produzierender Standort bekannter gemacht und im vergangenen Jahr mit den ersten „Tagen der Industriekultur“ der Öffentlichkeit nahegebracht – „und zwar lebendig und anschaulich“. Bedeutend für die Kommunikation Mittelhessens nach außen seien zudem die inzwischen 30 prominenten Botschafterinnen und Botschafter, die auf der jährlichen Netzwerkveranstaltung des Vereins, dem Mittelhessenabend, ernannt werden – darunter zuletzt die drei mittelhessischen Leichtathletik-Asse Gesa Felicitas Krause, Lara Matheis und Lisa Mayer.
Als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der GmbH und Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden (HWK) betonte Klaus Repp die Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ im Regionalmanagement. In den Netzwerken und Arbeitskreisen engagierten sich 550 Expertinnen und Expertinnen aus der Region, „deswegen machen wir da gerne mit“, sagte Repp. Und „auf Augenhöhe“ spreche das Regionalmanagement auch mit seinen Partnern in Hessen und der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main. „Aus meiner Sicht übernimmt das Regionalmanagement Mittelhessen eine wichtige Rolle der der Interessensvertretung.“
Sichtbar werde das laut Repp durch den von der RMG organisierten Gemeinschaftsstand auf der internationalen Immobilienmesse Expo Real in München, auf dem im vergangenen Jahr Mittelhessen erstmals mit allen fünf Landkreisen vertreten war – „Seite an Seite mit dem Stand von Frankfurt-Rhein-Main“. Der HWK-Präsident hob auch die Rolle des Regionalmanagements als Moderator bei der Einrichtung einer internationalen Schule in Mittelhessen hervor. „Durch eine Studie des Vereins sind hier zwei Projekte entstanden, die durch das Regionalmanagement zusammengeführt werden konnten.“ Ab dem Schuljahr 2018 soll das Projekt mit Standorten in Marburg und ein Jahr später in Wetzlar starten.
Jens Ihle, Geschäftsführer der RMG und des Vereins Mittelhessen, verdeutlichte die Rolle des Regionalmanagements bei der Wirtschaftsförderung und der Vermarktung des Standorts: Die sei zuletzt durch die Organisation von Besuchen internationaler Delegationen sowie der gemeinschaftlichen Ansiedlung des Data-Center-Betreibers OHV im Kreis Limburg-Weilburg deutlich geworden. „Es geht darum, voneinander zu lernen“, sagte Ihle – so wie beim Thema Mittelstand und Startups, „da sind wir so etwas wie Mittler zwischen den Welten.“ Die Förderung der Gründerszene sei seit zwei Jahren ein Thema und „sie funktioniert immer besser“. Der RMG-Geschäftsführer verwies auch auf die Arbeit seines Teams beim Marketing für die Region, sei es mit Hilfe von Kooperationen oder durch eigene Kanäle – zum Beispiel zuletzt mit der sozialen Kampagne „Ich mache Mittelhessen“, bei sich jeder mit dem Hashtag #ichmachemittelhessen auf Facebook und Instagram als Mittelhessen-Botschafter engagieren könne.