Vom 7. bis 10. Oktober 2019 trafen sich die am Interreg Europe-Projekt „Thematic Trail Trigger“ (ThreeT) beteiligten acht europäischen Regionen im rumänischen Kreis Braşov, um die guten Praxisbeispiele in der Heimat von Dracula zu besichtigen. Der Kreis Braşov mit der gleichnamigen Großstadt (zu Deutsch: Kronstadt) liegt im Burzenland im Südosten Siebenbürgens, auch Transsilvanien genannt und gehört naturräumlich zu den Karpaten. Entsprechend ging es bei dem Studienbesuch rauf und runter, durch schöne Täler und auf imposante Aussichtspunkte – immer mit Blick auf eines der umgebenden Gebirge Fogarasch oder Piatra Craiului.
Die Region Mittelhessen war durch eine fünfköpfige Gruppe stark vertreten und konnte sich ein gutes Bild über die vorgestellten Praxisbeispiele verschaffen, die sich allesamt um das kulturelle Erbe und die besondere Naturlandschaft der Region Braşov drehten. Die Region kann gut zu Fuß oder mit dem Rad von den einzelnen Ausgangsorten erkundet werden, um Land und Leute näher kennen zu lernen:
So wird beispielsweise die auf dem Berg liegende mittelalterliche Zitadelle von Râșnov durch eine Seilbahn mit dem historischen Zentrum verbunden. Auf diese Art und Weise könne die Besucherinnen und Besucher ihr Auto in der Tiefgarage unter dem Hauptplatz kostenfrei parken und sind zu Fuß bzw. barrierefrei unterwegs. Von der Zitadelle, die ab nächstem Jahr aufwendig restauriert wird, gelangt man bequem zu Fuß zum DinoPark, einer der Attraktionen der Region mit über 100 lebensgroßen Tieren.
Im 14.760 ha großen Nationalpark Piatra Craiului (der auch gleichzeitig NATURA 2000-Gebiet ist) hat es die Park- und Kreisverwaltung geschafft, unterschiedliche Nutzergruppen durch ein abgestimmtes Zielgruppen-Management und gute Information zu einer gemeinsamen und nachhaltigen Nutzung des Parks und Wertschätzung der Natur zu vereinen: an den Wänden der Schlucht sind Kletterer aktiv, daneben genießen Spaziergänger und Wanderer die Natur und auf ausgewiesenen Wegen kann auch Mountainbike gefahren werden. Das neu errichtete Nationalpark-Zentrum bietet mit modernster Technik Informationen zur Natur und Geschichte des Nationalparks. Dabei beeindruckte vor allem ein 3D-Modell, über das per Tablet verschiedene Schichten mit Informationen gelegt werden konnten. Wissensvermittlung erfolgt an großen Monitoren mittels interaktiver Bedienung durch Bewegung.
In einer weiteren Teilregion, die sich das „karpatische Tor“ (Poarta Carpatilor) nennt, kommen ökologisch interessierte Gäste auf ihre Kosten. In dem Projekt „Eco-touristic trail network“ verbinden unterschiedlich lange Wanderwege interessante Punkte im Bereich des Naturschutzes, der Kultur und Historie. Die lokale Bevölkerung ist entlang der Wege eingebunden und zeigt den Gästen, wie Stoffe und traditionelle Stickereien oder Käse entstehen. Ergänzend gibt es über das Jahr unterschiedliche Events, die gemeinsam von der Bevölkerung organisiert werden wie z. B. den Ecotrail-Marathon. Initiiert wurde das Projekt vor über 15 Jahren von zwei Deutschen, die auch heute noch das Eco-Zentrum im Tal von Moieciu betreiben.
Das Angebot an ökologischen Wander- und Radwegen in der Region wird stetig ausgebaut: Auch in der historisch-sehenswürdigen Stadt Codlea ist man gerade dabei, ein Netzwerk solcher Eco-Trails mit dem Fokus auf Familien und Naherholung zu installieren. Auch hier steht Nachhaltigkeit an vorderster Stelle und wird beim Ausbau der Wege, der Vermittlung von Informationen und dem eigentlichen Schutz der Natur beachtet.
Hoch hinaus ging es dann bei einem Spaziergang in den „Transylvanian Highlands“: Hier kann in dem größten kontinentalen NATURA 2000-Schutzgebiet Rumäniens die Natur mit authentischen Erlebnissen wie einem transsilvanischen Picknick oder dem Besuch einer mittelalterlichen Wehrkirchen (fortified churches) kombiniert werden. Über das Jahr werden hier unterschiedliche kulturelle Events und andere Aktivitäten angeboten.
Die mittelhessische Delegation war beindruckt von der Gastfreundlichkeit und Offenheit der rumänischen Partner und Stakeholder. Es war deutlich zu spüren, dass die Menschen in dieser Region die letzten 15 Jahre sehr aktiv genutzt haben, um Ideen und Aktivitäten gemeinsam voran zu bringen. Dabei bleiben sie ihrer Kultur sowie den Traditionen treu und respektieren die Natur und Umwelt.