Der Regierungspräsident (RP) des Regierungspräsidiums Gießen, Dr. Christoph Ullrich, ist neuer Vorsitzender des Vereins Mittelhessen. Die Mitgliederversammlung wählte den 55-jährigen Juristen am Mittwoch (18.5.16) ohne Gegenstimmen während ihrer Sitzung in Hüttenberg. Damit beerbt Ullrich seinen Vorgänger im Amt des RP, Dr. Lars Witteck, auch in dessen Funktion an der Spitze des Regional-Vereins. „Diese strategisch sehr wichtige Rolle sollte in der Hand desjenigen sein, der in der Region am meisten herum kommt“, sagte Witteck während seiner Abschiedsrede. Der gebürtige Marburger, der jetzt Generalbevollmächtigter der Volksbank Mittelhessen ist, bleibt allerdings im siebenköpfigen Vorstand des Vereins. Sein Volksbank-Kollege Rolf Witezek scheidet aus der Vereinsführung aus.
„Ich möchte die Region vertreten und bekannt machen“, sagte Dr. Christoph Ullrich den Vereinsmitgliedern in Hüttenberg. „Lassen Sie uns über Mittelhessen reden.“ Die Region habe nicht nur Landschaft, sondern auch Bildung und innovative, weltweit agierende Unternehmen zu bieten. Ullrich betonte die Synergie, die durch die Personalunion von Regierungspräsident und Mittelhessen-Vorsitzender möglich sei. Vor seiner Zeit als RP war Ullrich, der an der Gießener Justus-Liebig-Universität Rechtswissenschaft studierte, Präsident des Landgerichts in seiner Geburtsstadt Limburg. Bis 2014 gehörte er 16 Jahre lang der CDU-Fraktion des Kreistags Limburg-Weilburg an.
Die Begrüßung der Vereinsmitglieder hatte zuvor Vorstandsmitglied Annegret Puttkammer, Pröbstin in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, übernommen. In Anlehnung an das bevorstehende Reformationsjubiläum im kommenden Jahr erinnerte Puttkammer an die Bedeutung der Reformation auch für Menschen außerhalb der evangelischen Kirche: „Reformation bedeutet auch die Entdeckung des Gewissens, der Eigenverantwortlichkeit und der Stärke des Individuums“, sagte die Pröbstin. Ohne sie sei die moderne Welt daher nicht denkbar. Puttkammer lud die Anwesenden zudem in den „PurPurDom“ der Evangelischen Kirche auf dem Hessentag in Herborn ein.
Witteck gab in seiner letzten Ansprache als Vereinsvorsitzender auch einen kurzen Rückblick seit dem „Neustart“ des mittelhessischen Regionalmanagements 2013, als die Regionalmanagement Mittelhessen GmbH (RMG) gegründet und der Mittelhessen e.V. einer von 19 Gesellschaftern wurde. Diese Entwicklung habe damals „einige Zweifler“ gekannt, sich aber letztlich bewährt. Die Personalunion in der Geschäftsführung von RMG und Verein stelle sicher, dass sich beide Institutionen gut koordinierten. Mittlerweile habe der Vereinüber 209 Mitglieder, darunter große und kleine Unternehmen, Kommunen und Institutionen, aber auch Privatpersonen. „Wir verstehen uns als das Netzwerk für Mittelhessen“, sagte Witteck.
Der Mittelhessen e.V. trage zudem mit eigenen Veranstaltungen unter seinem Motto „Im Dialog zum Erfolg“ zur Arbeit für die Region bei, fügte der scheidende Vorsitzende hinzu. Dazu zählten das Format „Im Dialog zum Erfolg: Kultur trifft …“, das sich zuletzt vor einigen Wochen in Schlitz unter Teilnahme des Slam-Poeten und jüngsten Mittelhessen-Botschafters Lars Ruppel vor allem um Literatur und Poetik drehte. Auch das wichtige Netzwerk Wirtschaft mit seinen regelmäßigen Treffen sowie die Mittelhessenabende im Wiesbadener Landtag und Parlamentarischen Abende in den mittelhessischen Oberzentren stärkten den Dialog-Charakter des Vereins.
Zudem habe der Verein „zahlreiche Gespräche“ zur Einrichtung einer Internationalen Schule in Mittelhessen geführt, deren Ergebnis noch offen sei. „Das ist ein dickes Brett, das wir da bohren“, sagte Witteck. Ein weiteres Vereins-Projekt sei die Erschließung einer „Route der Industriekultur“ für Mittelhessen. Der Historiker Kay-Hermann Hörster von der Marburger Phillips-Universität, als freier Mitarbeiter des Regionalmanagements seit vergangenen Oktober mit diesem Thema beschäftigt, gab während der Mitgliederversammlung einen Einblick in das Vorhaben: Geplant sind demnach neben Text-Tafeln an Standorten der mittelhessischen Industrie in Geschichte und Gegenwart auch eine Website und eine Smartphone-App sowie Veranstaltungen wie einen „Tag der Industriekultur“. Dieser Teil der mittelhessischen Historie verbinde alle Teile der Region, reiche zudem bis in die Gegenwart und zeige, dass Mittelhessen immer schon ein Global Player gewesen sei. Zurzeit bemühe sich das Projekt, das im Regionalmanagement von einem Arbeitskreis Industriekultur getragen wird, um Kooperationspartner und Sponsoren. Die Route könne für die Menschen ein weiteres „Sensorium für einen Blick auf die Region“ bieten, sagte Hörster.