In einer Pressekonferenz im Rathaus der Stadt Wetzlar stellten heute Oberbürgermeister (OB) Manfred Wagner und Bürgermeister Harald Semler zusammen mit Vertretern der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisenschule (Wetzlar) und der Marburger Schule Steinmühle das kooperative Konzept einer Internationalen Schule Mittelhessen mit mehreren Standorten vor. Auslöser für die Überlegungen der beiden traditionellen Privatschulen waren zum einen Wünsche von Eltern, zum anderen das Bedürfnis international agierender Unternehmen. Diese wurden durch die Industrie- und Handelskammern (IHK) gebündelt, die durch Hauptgeschäftsführer Andreas Tielman (IHK Lahn-Dill) und stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Oskar Edelmann (IHK Kassel-Marburg) vertreten waren. Der Prozess wird durch das Regionalamanagement Mittelhessen moderiert, dessen Netzwerk-Verein Mittelhessen eine Potential-Studie in Auftrag gegeben hatte und für den Geschäftsführer Jens Ihle sprach.
Mittelhessen braucht eine internationale Schule
Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main wirbt mit derzeit 33 internationalen Schulangeboten. Die von der Business School der Technischen Hochschule Mittelhessen durchgeführte Studie ergab für Mittelhessen, dass ein Potential für die Errichtung einer Internationalen Schule vorhanden sei und hatte empfohlen, bereits bestehende Institutionen für die Umsetzung zu nutzen. Dass dies in Form der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisenschule und der Steinmühle sogar im standortübergreifenden Dialog passiert, ist ein absoluter Glücksfall - beide Schulen sind bereits als Ersatzschulen staatlich anerkannt und ergänzen nun einen internationalen Zweig. Das Angebot soll schrittweise aufgebaut werden und an der Steinmühle mit einer ersten Grundschulklasse und einer Einführungsstufe im Schuljahr 2018/2018 starten. Die Raiffeisenschule folgt im Schuljahr 2019/2020 mit einem internationalen Kindergarten für Kinder ab drei Jahren. Die Internationale Schule soll in Marburg bis zum Abitur, in Wetzlar bis zur 6. Klasse aufwachsen und schließlich pro Jahrgang je eine Klasse mit 16-20 Schülerinnnen und Schülern umfassen. Der Unterricht soll in allen Fächern grundsätzlich bilingual - je zur Hälfte in deutsch und englisch - nach der Immersions-Methode erfolgen: je eine Lehrkraft für beide Sprachen vermitteln den Stoff, der dem hessischen Lehrplan entspricht. Die Standorte in den beiden Oberzentren gewährleisten annehmbar kurze Wege für die Kinder.
Regionales Angebot für globale Welt
Zielgruppe sind zum einen einheimische Kinder, deren Eltern motiviert sind, ihren Arbeitsplatz international zu verlegen. Zum anderen sollen so aber auch internationale Fach- und Führungskräfte angesprochen werden, von denen bisher das Fehlen eines Schulangebotes für ihre Kinder als Manko benannt wurde. Ihnen soll es durch die Schule erleichtert werden, ihren Lebensmittelpunkt an oder in die Nähe ihres Arbeitsplatzes zu verlegen. Hochschulen oder Unternehmen, die dieses Argument für sich nutzen wollen, können in der Schule feste Plätze buchen und so ihren Arbeitnehmern einen sicheren Schulplatz bieten; Ansprechpartner dafür sind die beiden IHKs.
Internationale Schulen lassen Herzen zusammen wachsen
Das neue Bildungsangebot soll ein Baustein zur Fachkräftegewinnung und damit zur Sicherung des Standortes sein, für die Bildungsregion Mittelhessen ist es ein Standortfaktor und eine ideale Ergänzung zu den bestehenden Institutionen. Beide Schulen haben bereits heute internationale Schüler, die demnächst in einer ganztägigen Beschulung nicht nur für das deutsche, sondern auch für das internationale Schulsystem fit gemacht werden. Die Anerkennung der Schulen hat zur Folge, dass die Kosten für die Eltern bzw. die Unternehmen im Rahmen bleiben: beide Schulen planen für den zusätzlichen Aufwand des bilingualen Unterrichts einen Aufwand von ca. 400 EUR pro Monat pro Schüler/in. Die Internationale Schule durchmischt ganz bewusst heimische mit internationalen Kindern und fördert so einen Austausch zwischen den Kulturen.
OB Wagner, der das Angebot in Wetzlar mit einer Studie durch seine Wirtschaftfsörderung angestoßen hat, freute sich über die Kooperation: "Region statt Kirchturm: Das ist ein Zeichen des Schulterschlusses in Mittelhessen, von denen wir noch viele weitere brauchen können!"