Nach über einem Jahrzehnt als Leiter des Netzwerks Bildung im Regionalmanagement Mittelhessen hat Dr. Martin Pott, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden, am vergangenen Mittwoch den Vorsitz des Gremiums an seinen Nachfolger Dr. Gerd Hackenberg von der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill abgegeben. Der Hintergrund: Dr. Pott hat in der Handwerkskammer die Bildungsaufgaben vollständig an Andreas Haberl abgegeben, der zum 1. Juli 2018 dort neuer Geschäftsführer der Kammer mit den Schwerpunkten Bildungspolitik und Berufsbildung wurde. Andreas Haberl ist jetzt auch stellvertretender Leiter des Netzwerks.
Wir haben Dr. Pott aus diesem Anlass um einen Rückblick auf seine Arbeit in einer Institution gebeten, die bereits Jahre vor der Gründung des Vereins Mittelhessen ihre Arbeit aufnahm und den Gedanken der Region als Akteur in einem wichtigen Bereich des mittelhessischen Lebens und der Wirtschaft in den Mittelpunkt stellte.
Beschreiben Sie bitte kurz die Entstehungsgeschichte des Netzwerkes Bildung, vor der Gründung des Mittelhessen e.V. Wie prägend war das für die spätere Arbeit des Vereins?
Im aktuellen Netzwerk Bildung gibt es noch einige Mitstreiter, die zusammen mit mir von Anfang an dabei waren. Schon Anfang 2002 war eine kleine Gruppe engagierter Vorkämpfer für den Gedanken der Vernetzung alle mittelhessischen Akteure aus dem Bildungsbereich aktiv geworden. Ziel war es, damals noch unter dem Namen „Projektgruppe Bildungsregion Mittelhessen“, in allen Stufen des lebensbegleitenden Lernens, von der Kindertagestätte, über Schulen, Berufsschulen, Hochschulen bis hin zu Einrichtungen der Fort- und Weiterbildung Zusammenarbeit im Interesse der Region Mittelhessen zu generieren. Eine starke Bildungsregion hatten wir im Blick. Über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg sollte dieses geschehen – und vor allem ohne Block- und Konkurrenzdenken. So war es eine gute Entwicklung, dass Ende 2003 die Projektgruppe an den neu gegründeten Verein Mittelhessen angebunden wurde. Dort fühlten wir uns gut aufgehoben. Und später als „Netzwerk Bildung“ wurden wir zu einer der tragenden Säulen der Vereinsarbeit. Denn Bildung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Wirtschaftsregion – und für eine attraktive Region, in der die Menschen hochwertige Bildungsangebote finden. 2013 mit Gründung der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH sind wir mit dem Netzwerk dorthin gewechselt.
Was sind für Sie die prägenden Themen des Netzwerkes in diesen Jahren gewesen und welche Fortschritte hat es hier durch die Arbeit des Netzwerkes aus Ihrer Sicht gegeben?
Unser Motto war immer „Mittelhessen – stark in Bildung“. Im Netzwerk und in vielen Arbeitsgruppen, die wir über den Zeitraum von mehr als 16 Jahren zu einzelnen Themenfelder installiert hatten, haben wir neben der weiteren Stärkung der Zusammenarbeit aller Netzwerk-Partner aktuelle Herausforderungen ganz konkret beantwortet. Dieses auch öffentlich in Form von „Mittelhessischen Bildungsforen“. Diese öffentlichen Veranstaltungen markieren im Rückblick auch wichtige Fortschritte. Wir haben es geschafft, die Idee einer starken Bildungsregion in den Köpfen zu verankern; andere Region und auch die Landesregierung in Wiesbaden haben das rasch gemerkt. Wir haben das Thema der frühkindlichen Bildung frühzeitig besetzt und die Landesregierung als Partner für Mittelhessen als frühpädagogische Modellregion gefunden. Die mittelhessischen Hochschulen kooperieren enger miteinander, machen gemeinsame Projekte. Fragen der Berufsorientierung und des Fachkräftenachwuchses fanden konzertierte Aktionen. Die digitale Revolution für Lehre und Lernen haben wir in den Fokus genommen; unser Forum zu Bildung 4.0 kam deshalb gut an. Und im Herbst 2015 gehörten wir zu den ersten, die die Herausforderung der Integration von Flüchtlingen in Arbeit und Bildung angenommen und eine ganze Region zum Teil der hessischen Willkommenskultur gemacht haben. Darauf bin ich besonders stolz, das zeigt, wie wichtig und fruchtbar Vernetzung auch in schwierigen Zeiten ist.
Was nehmen Sie persönlich aus der Zeit als Vorsitzender des Netzwerkes mit und gibt es Dinge, die Sie vermissen werden?
Nach mehr als 16 Jahren als Mitglied im Netzwerk und davon mehr als 10 Jahre als dessen Vorsitzender kann ich mit Überzeugung sagen, dass sich Netzwerkarbeit lohnt. Für Mittelhessen ist ein großes Personen- und Institutionenbündnis entstanden, wo unkompliziert, kollegial und vertrauensvoll für die Sache gearbeitet wird. Nicht ohne Grund gibt es Menschen, die vom Netzwerk als der „mittelhessischen Bildungsmafia“ sprechen. Das ist nett gemeint, gelobt wird unser Zusammenhalt und die Kraft unserer „kurzen Dienstwege“. Diesen besonderen „Spirit“ werde ich vermissen. Dem Ziel, Mittelhessen stark in Bildung zu machen, sind wir deutlich nähergekommen, deshalb ein großes Dankeschön an alle Netzwerk- und Arbeitsgruppenmitglieder in den vielen Jahren. Ich wünsche meinem Nachfolger im Vorsitz, Dr. Gerd Hackenberg von der IHK Lahn-Dill, viel Erfolg. Er ist auch schon sehr lange dabei und kennt alle Akteure. Dem Regionalmanagement Mittelhessen bleibe ich als Vertreter der Handwerkskammer Wiesbaden in vielerlei Weise erhalten.