Den routinierten Redner und Coach Ali Mahlodji zeichnet vor allem die Gabe aus, seinem Publikum auf Augenhöhe zu begegnen und durch persönliche und authentische Erfahrungen zu motivieren und inspirieren. Zum Thema Berufswahl und -einstieg sprach der EU-Jugendbotschafter und Bestsellerautor vor kurzem in seinem Veranstaltungsformat „FutureRocka“ vor annähernd 1000 Jugendlichen an drei Orten in Mittelhessen: In Gießen war Mahlodji im großen Saal des Kinopolis zu Gast, in Marburg kam er ins Cineplex und einen Tag später in die Wetzlarer Stadthalle. Mahlodji war auf Einladung des Regionalmanagements Mittelhessen, des Verbands Hessenmetall der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessens, Bezirksgruppe Mittelhessen, der Industrie und Handelskammern Lahn-Dill und Kassel-Marburg sowie der Handwerkskammer Wiesbaden in die Region gekommen.
Mahlodji bringe „auf sehr lockere Weise herüber, auf was es ankommt“, sagte Andreas Haberl, Geschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden am Rand der Veranstaltung im Kinopolis. Für Haberl ist wichtig, dass sich die Jugendlichen ohne Angst vor der Zukunft orientieren und auch „einfach mal das eine oder andere ausprobieren und wagen“. Da sei „so ein Format ein ganz hervorragendes Event“. Auch Sebastian Höhn, Referent für Fachkräftesicherung beim mittelhessischen Ableger des Unternehmerverbands Hessenmetall erhofft sich von Mahlodjis Berichten über Menschen, „die einen Weg hinter sich haben, der vielleicht am Anfang nicht so reibungslos gelaufen ist“, einen positiven Impuls für die Schülerinnen und Schüler. „Ich erhoffe mir, dass sie einfach hören, dass auch mal Umwege oder sogar Scheitern zum Leben dazugehören, dass jeder sich seinen Weg sucht und seinen Weg findet.“
Die Biografie des gebürtigen Teheraners Mahlodji, der als Flüchtlingskind Anfang der Achtziger Jahre nach Österreich kam, die Schule zunächst abbrach und sich schließlich zum gefragten IT-Experten, Lehrer und Entrepreneur entwickelte, ist das beste Argument des 38-Jährigen: „Kein anderer Mensch kann Euch sagen, wie Ihr erfolgreich sein könnt.“ Die Entscheidung, welches Leben man führen wolle, könne einem niemand abnehmen. Und selbst gutgemeinte Ratschläge von Eltern beruhten letztlich auf „Wissen der Vergangenheit“. Heute gebe es Tausende Berufe, die vor zehn Jahren noch nicht da waren, machte der Autor deutlich. Und laut des Weltwirtschaftsforums seien 65 Prozent der Jobbezeichnungen, die es 2027 geben wird, heute noch unbekannt. „Regeln verändern sich.“
Mahlodji riet seinem jungen Publikum, vor allem kreativ zu denken: „Hinter allem, was es gibt, stecken Jobs“, sagte er. Ahnungslosigkeit angesichts der heutigen Vielfalt in der Berufswelt sei daher keine Ausrede. „Wer kreativ denkt, bringt die besten Ideen hervor.“ Dabei riet er den Jugendlichen, sich nicht von Vorurteilen beeindrucken zu lassen und die Initiative zu ergreifen: Erfolg basiere zu 1 Prozent aus „Traum“ und zu 99 Prozent aus „Tun“. „Das Leben belohnt die Mutigen“, fügte der Mitgründer der Berufsorientierungsplattform whatchado hinzu. Ähnlich wie seine Vorträge basiert dieses Projekt nicht auf „guten Ratschläge“, sondern vor allem auf authentischen Geschichten: auf watchado gibt es über 6500 Video-Stories, in denen „echte Menschen“ von ihren Berufen erzählen.
In Mittelhessen war es vor allem die Geschichte der US-amerikanisch-iranischen Multimillionärin und ersten Weltraumtouristin Anousheh Ansari, die viele Zuhörer beindruckte. Bereits als kleines Mädchen zeichnete Ansari mit ihren Buntstiften Raketen und wollte eines Tages in den Weltraum fliegen. „Das schwierigste war, nicht auf die Stimmen zu hören, die sagen, was ich nicht kann“, habe ihm Ansari Jahrzehnte später erzählt. „Nehmt Euer Leben selbst in die Hand“, appellierte Mahlodji daher. Auch die Umweltaktivistin Greta Thunberg und Felix Finkbeiner, der bereits mit neun Jahren die Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet gründete, seien dabei Vorbilder.
„Das war sehr informativ, nicht einfach runtergesagt“, urteilte der 14-jährige Tino von der Gesamtschule Busecker Tal nach der Veranstaltung im Kinopolis. Beeindruckt habe ihn auch, wie offen Ali Mahlodji auch mit seiner eigenen Lebensgeschichte umgegangen sei. „Man soll sich nicht so an anderen orientieren, man soll seinen eigenen Weg gehen – das hat man heute auf jeden Fall gut gelernt“, sagte sein Schulkamerad Noah, 13 Jahre. „Das ist eine Veranstaltung von ganz besonderem Format im Vergleich zu dem, was man sonst macht im Bereich Berufsorientierung“, betonte ihr Lehrer Sascha Ruhweza, der mit seinem Wahlpflichtkurs zur Berufsorientierung in das Gießener Kino gekommen war. „Die Geschichten haben gezeigt, dass man seine Ziele verfolgen soll - aber ob man dann letztlich auch in das Weltall fliegen kann, ist dann natürlich was anderes“, fügte Noah noch hinzu.