Die Standort-Entscheidung für die berufliche Karriere ist auch eine „Frage des Mindsets“. Diese Feststellung von Isatu Waag (Gründerin und CEO von ecozins) führte beim NWXnow Live-Talk diesen Mittwoch direkt zu einer Reihe von Gründen, sich dabei für Mittelhessen zu entscheiden. Unter der souveränen Moderation von Prof. Sven Keller, Dekan der THM Business School, sprachen zwei THM-Absolventen zum Thema „Erfolgreiche Emanzipierung – zwei Fintech-Gründerpersönlichkeiten und ihr Denken“: Die beiden Gründer Waag und Dirk Rudolf (CO-CEO von FinTecSystems) machten dabei deutlich, dass die Region nicht nur Stärken bei Lebensqualität und Nähe zu Natur hat. Der Live-Talk wurde vom Regionalmanagement Mittelhessen mitveranstaltet.
Damit sich Mittelhessen als Region von seinen übergewichtigen Nachbarn in Nord und Süd emanzipiert, muss bei der „Berufswahl Mittelhessen in die Köpfe“, sagte Waag. Die Marburgerin rief dabei auch die Hochschulen auf, mehr dafür zu tun, ihren Studierenden Perspektiven in der Region aufzuzeigen. Auch wenn der bisherige intensive Austausch mit den Unis schon gut angefangen habe, „ist da noch mehr möglich“, sagte Rudolf und bot sich dabei selbst als Ansprechpartner an. Sein auf Infrastruktur im B2B-Bereich spezialisiertes Unternehmen mit insgesamt vier Standorten baut in Linden das größte Team auf. Die gute Verkehrsanbindung ist nur einer der Gründe dafür.
Vor allem die hohe Loyalität der Beschäftigten, mit der Know-how im Unternehmen gehalten werden kann, spielt laut Rudolf eine Rolle bei der Standort-Wahl – neben der eigenen familiären Verflechtung. Isatu Waag lobte auch die Arbeit des Regionalmanagement und seines Digital-Netzwerks, „dadurch entsteht Gründergeist“. Die ecozins-Gründerin, deren Schöpfung Investitionen in nachhaltige Energie-Projekte ermöglicht, ging aber auch auf die mittelständische Struktur Mittelhessens ein und sah hier große Chancen, Synergien mit innovativen Startups zu schaffen. „Das fängt schon in den Köpfen an“, sagte sie und appellierte auch an die Gesellschaft, neuen Ideen offener zu begegnen.
Offener und diverser sollen auch die Unternehmen werden, darüber waren sich Keller, Waag und Rudolf einig. „Da machen wir unbewusst schon vieles richtig“, sagte der FinTec-Systems-CEO und führte dies unter anderem auf „viel Austausch“ untereinander zurück – darunter auch in der Führung des Unternehmens, in dem auch eine Frau vertreten sei. Waag, die auch Vorsitzende des Netzwerks „Gründervirus“ in Marburg ist, antwortete auf Kellers Frage, wie sich Frauen besser behaupten können, „erst mal machen und Vorbilder suchen“. Ihr selbst hätte der Austausch mit Mentorinnen enorm geholfen. Auch die Schule könne in Zukunft mehr tun: Programmieren sollte bereits in der Schule so selbstverständlich unterrichtet werden, wie Lesen und Schreiben, forderte die Gründerin.