Die Corona-Krise hat viele Branchen und Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt oder gar ihre Existenz gefährdet. Obwohl viele Betriebe die Folgen der Krise noch nicht überwunden haben, droht zugleich durch den demografischen Wandel ein Arbeitskräftemangel in Deutschland. Im Rahmen der Online-Veranstaltung "Innovative Ansätze in Krisenzeiten" hat der Arbeitskreis "Neue Wege zur Fachkräftesicherung" zum virtuellen Austausch eingeladen, um anhand von guten Praxisbeispiele Lösungswege für Unternehmen bei ihrer Fachkräfterekrutierung und -sicherung aufzuzeigen.
Bärbel Deborré-Schech Hotelleiterin im Hotel Bartmanns Haus in Dillenburg berichtete über erfolgreiche Ausbildung in der Hotellerie in „besonderen Zeiten“. Deborré-Schech setzt auf eine enge Kooperation mit den lokalen Schulen. Dort unterrichtet sie einmal wöchentlich für vier Stunden im Fach Gastronomie. Außerdem haben Schulen die Möglichkeit bei ihr Seminare zu buchen. diese finden entweder in der Schule oder in lokalen Hotels bzw. Gastronomiebetrieben statt. Durch den frühen Kontakt gelingt es, zukünftigen Auszubildenden ein authentisches Bild der Branche Gastronomie und Hotellerie zu vermitteln und passende Bewerber für eine Ausbildung zu motivieren.
Andreas Ditze, Geschäftsführer des IT-Unternehmens Tripuls GmbH aus Marburg hat während der Pandemie neue Formen der Personalführung einschlagen. Er berichtete über die Einführung des Home Office-Angebots im Unternehmen. Zu Beginn des Lockdowns funktionierte die Arbeit im Home Office sehr gut, jedoch stellt Ditze nach einiger Zeit fest, dass die Produktivität sich verringerte. Aus diesem Grund initiierte Tripuls einen "Zukunftsprozess". Dabei erstellte das Unternehmen einen Leidfaden der Zusammenarbeit, bei dem die Beschäftigen in der Erarbeitung mitwirkten. Es wurde ein firmenweiter Dialogprozess mit strukturierten Befragungen, Interviews und gemeinsamen Austausch durchgeführt. Im Ergebnis wurden Regelungen getroffen, die Struktur aber auch Freiheiten für die Beschäftigten ermöglichen. Z.B. finden Meeting nur vormittags statt, sodass die Mitarbeiter auch Zeit für Einzelarbeit finden.
Die Gross GmbH aus Wettenberg sichert ihre Fachkräfte auf anderem Wege. Bereits seit 2015 legt das Unternehmen Wert auf seine Umweltbilanz. Unter der Leitung von Geschäftsführer Michael Gross wurde während des ersten Lockdowns ein Nachhaltigkeitsbericht verfasst, der genaue Ziele und Maßnahmen für das Unternehmen definiert. So will das Unternehmen beispielsweise bis 2025 CO2-neutral werden. Der Prozess habe für einen nachhaltigen Umbruch im Unternehmen gesorgt, die Beschäftigten motiviert aber auch Zukunftssicherheit gegeben, so Geschäftsführer Michael Gross.
Die Musikschule "MZ Musikzentrale" wurde zu Beginn der Pandemie sehr stark getroffen. Da im ersten Lockdowns kein Unterricht stattfinden durfte, musste schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden. So wurde ein Videokonferenztool eingeführt, mit dem die Schüler Zuhause weiterhin unterrichtet werden konnten. Diese Lösung wurde sehr positiv angenommen und entwickelte sich zu einem zusätzlichen Standbein für die Musikschule. Durch die erhöhte Kommunikationsfrequenz habe sich laut Geschäftsführer Schlöndorf die Qualität des Unterrichts sogar verbessert. So werden weiterhin 15-20% der Schüler nur online unterrichtet - und das mittlerweile Deutschlandweit. Außerdem kooperiert die Musikschule seit kurzem mit dem Musikhaus Schönau aus Gießen. In Zusammenarbeit soll ein Musikalisches Versorgungszentrum entstehen, welches als Treffpunkt und Social Space für Musikbegeisterte gedacht ist. Durch das Projekt erhofft sich Geschäftsführer Simon Bender, mehr Menschen für Musik zu begeistern um dadurch potenzielles Personal für seinen Betrieb zu gewinnen. Denn Menschen, die einen Job aus Leidenschaft ausüben und nicht monetär denken, binden sich eher an ein Unternehmen mit dem sie sich identifizieren können, in dem sie sich wertgeschätzt fühlen und in der Tätigkeit für sich einen Sinn erkennen.