Die Gesundheitsindustrie der Region Mittelhessen stand im Fokus des 1. Healthcare-Forums Mittelhessen am vergangenen Donnerstag im Volksbank-Forum in Gießen. Der Impulsvortrag von Alexander Katzung, Vize-Präsident für „Acceleration & Innovation” bei der B. Braun Melsungen AG und die Präsentationen dreier Healthcare-Startups aus Mittelhessen lieferten Stoff für Gespräche im Townhall-Dialog, an dem sich auch viele Vertreter mittelhessischer Healthcare-Institutionen beteiligten. Organisiert von der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH wurde auch das Healthcare-Mittelhessen-Portal vorgestellt.
Beim Forum anwesend waren auch Vertreter der deutschen Spitzenpolitik – zumindest virtuell in Form von Video-Grußworten: „Es gibt im Gesundheitsbereich enormes Potenzial, das wir heben können und müssen“, sagte Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, in seinem Grußwort. Das habe auch die Corona-Pandemie gezeigt, die sich einerseits als Treiber digitaler Lösungen erwiesen hätte, andererseits sei an vielen Stellen noch „analog und behäbig“ gearbeitet worden. Daher spiele der Gesundheitsbereich in der Digitalstrategie der Bundesregierung eine wichtige Rolle. „Deutschland soll künftig bei Digital Health eine Vorreiterrolle einnehmen.“ Der Weg dorthin sei geprägt von einem „kontinuierlichen, lebendigen Prozess“, der von Vernetzung und Austausch lebe. Gerade deshalb seien Veranstaltungen wie das Healthcare-Forum so wichtig.
„Seit vielen Jahren ist der Gesundheitssektor ein Aushängeschild von Mittelhessen“, betonte Prof. Dr. Edgar Franke, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, ebenfalls per Video aus Berlin. Bedeutende Unternehmen, vielverssprechende Startups und eine „exzellente Forschungslandschaft“ hätten sich in der Region etabliert, darunter 150 Firmen im Bereich Pharmazeutik und Medizintechnik. „Der Healthcare-Sektor ist eine Branche mit Zukunft.“ Er selbst und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wüssten, wie hilfreich Netzwerke wie Healthcare-Mittelhessen seien: „Denn der Austausch in der Region kann Synergien sicht- und vor allen Dingen auch nutzbar machen.“
Auch Alexander Katzung betonte zum Eingang seines Impuls-Referats die Bedeutung von Netzwerken für den Erfolg eines Standorts, machte ansonsten aber den B.Braun-Accelerator zum Thema seines Vortrags. Dieser setze bei den Innovatoren an, „bei denjenigen, die etwas Neues schaffen, innovieren wollen.“ Diese Menschen sollen motiviert und mit Rahmenbedingungen ausgestattet werden, um an ihren Ideen arbeiten zu können. Bei dem Melsunger Medizintechnik-Unternehmen spielt dabei auch Eigennutz eine Rolle, denn durch den Accelerator solle „externer Innovation“ auch für B.Braun verfügbar gemacht werden, sagte Katzung. Im dritten Schritt will das Unternehmen die Implementierung von Lösungen und nicht zuletzt die Produktentwicklung externer Innovatoren beschleunigen.
„Dabei ist der Accelerator kein physischer Ort“, wie Katzung betonte. Vielmehr verteile er sich auf 64 Länder weltweit, in denen B.Braun Produktentwicklungs- und Marketingabteilungen habe. Unterstützt werden sollen auch so genannte Early-Stage-Startups, „die gerade sehr darauf angewiesen sind, Kunden-Feedbacks einzuholen.“ Ein weiteres Programm fördere Startups, „die schon eine fertige Lösung haben.“ Man wolle „dahin gehen, wo die Talente und die Kompetenzen sind“, sagte Katzung. Im Gegenzug biete man mit dem weltweiten B.Braun-Netzwerk eine „globale Community“ und Zugang zum Innovations-Ökosystem des Unternehmens - wozu auch Nord- und Mittelhessen und die dortigen Universitäten zählten.
Startups hatten aber beim 1. Healthcare-Forum Mittelhessen auch die Chance, sich dem Publikum direkt vorzustellen: So will KardioIQ, ein Projekt der THM und der Justus-Liebig-Universität Gießen, die kardiologische Diagnostik mit Hilfe künstlicher Intelligenz verbessern, wie Nils Gumpfer und Dr. Jennifer Hanning präsentierten. Fit ωith Hit, Sieger beim Idea Slam 2021 der Justus-Liebig-Universität, ist eine akustische Implantationshilfe von Endoprothesen, also künstlichen Gelenken, wie Simon Schreynemackers erläuterte. Dr. Joel Eichmann von Green Elephant Biotech beschrieb, wie das Startup mit CellScrew ein CO2-neutrales Zellkultivierungssystem entwickelt hat. Die Wegwerf-Gefäße, in denen zur Medikamentenentwicklung Zellkulturen gezüchtet werden, basieren dabei auf Maisstärke.
Im Townhall-Dialog zum Ende der Veranstaltung kam es zu einem regen Austausch zwischen den Startup-Vertretern, dem Impuls-Referenten und dem Publikum, in dem sich viele Vertreter großer Unternehmen der mittelhessischen Gesundheitsindustrie befanden. Unterstützt wird das Healthcare-Forum Mittelhessen auch von der Wirtschaftsförderung des Landes, der Hessen Trade & Invest, deren Vertreter Dr. Rainer Waldschmidt und Dr. Carsten Ott ebenfalls vor Ort dabei waren. „Die Veranstaltung hat gezeigt, dass die Idee, mit Healthcare Mittelhessen eine Marke zu positionieren unter der sich die Protagonisten versammeln, funktioniert“, sagte Jens Ihle, Geschäftsführer der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH. Das gelte für das Onlineportal wie auch im persönlichen Netzwerk, betonte er. Im Volksbank-Forum seien Ärzte, Forscher, Startups, Vertreter der Politik und unsere Gesundheitsunternehmen dabei gewesen „Das zeigt, dass eine Dialogplattform vermisst wurde.“
Das Healthcare-Forum Mittelhessen ist Teil des EFRE-Projekt „Ökosytem Digital-Gründung-Innovation Mittelhessen“ (DiGIMit) und wird unterstützt von: