Um mehr über neue Wege der Fachkräftesicherung und -gewinnung zu erfahren, haben sich am Montag, den 22. Mai 2023 rund 40 Vertreter von Unternehmen und Institutionen bei der Hybrid-Veranstaltung „Fachkräfte in Tourismus, Gastronomie, Bäckerei: wie entwickeln wir die Zukunft der Arbeit in Mittelhessen?“ online und vor Ort im Sporthotel Grünberg ausgetauscht. Organisiert wurde die Veranstaltung durch den Arbeitskreis Neue Wege zur Fachkräftesicherung in Kooperation mit den Destinationen Vulkanregion Vogelsberg Tourismus und dem Lahntal Tourismus Verband.
Zu den Impulsgebern zählten Axel Horn, Geschäftsführer Burg Gleiberg Gastronomie Event Kultur und Vorsitzender Dehoga Hessen im Kreis Gießen und im Landesvorstand Dehoga Hessen und Stefan Simon, Inhaber der Bäckerei Simon, Waldbrunn-Ellar. Aline Heckmann und Monika Mundt Mitglieder des Arbeitskreises berichteten als Expertinnen über die Potenziale von Nachqualifizierung, Berufsrückkehr und Teilzeitausbildung sowie Inklusion für die Fachkräftesicherung. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Claudia Wesner, Leiterin der Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration und Jens Ihle, Geschäftsführer der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH.
Die Arbeitszeiten und zum Teil auch körperlich anstrengende Tätigkeiten belasten das Image der Branchen in der Öffentlichkeit und gegenüber dem potenziellen Fachkräftenachwuchs. Aber die Beteiligten waren sich einig, dass die Berufe sehr viel zu bieten haben. Die Beschäftigten arbeiten nah am Produkt und am Gast. Der Erfolg der Arbeit wird direkt sichtbar. „Arbeit muss schön sein und die Menschen befriedigen. Unser Handwerk ist dies definitiv" sagte Bäckermeister Simon.
Die Ausbildung muss attraktiv sein, damit Unternehmen neue Auszubildende gewinnen und halten können, sagte Horn. Und hier ist die Branche zum Teil am Fachkräftemangel selbst schuld, da noch zu viele Betriebe ihre Auszubildenen schlecht ausbilden und fördern. Der DeHoGa ist hier aktiv und veranstaltet zum Beispiel Meisterschaften. Die Veranstaltungen werden durch Influencer medial begleitet. Das wiederum zeigt, wie anspruchsvoll und auch spannend Berufe in der Gastronomie sind. Wichtig sind auch Berufsschulen vor Ort. Hier wünschen sich die Betriebe mehr Flexibilität und weniger Bürokratie. Beispielweise endet die Arbeitszeit der Auszubildenden oft spät und am nächsten Tag müssen die Jugendlichen früh in der Berufsschule sein. Diese Mehrbelastung ist für viele eine große Herausforderung und könnte durch Blockunterricht aufgehoben werden.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichteten Aline Heckmann und Monika Mundt über die Potenziale von Nachqualifizierung, Berufsrückkehr und Teilzeitausbildung sowie Inklusion. Die Bildungscoaches können über die Themen umfassend beraten und bei der Kurssuche unterstützen. Im Bereich Inklusion können Unternehmen Förderungen für die Beschäftigung von Schwerbehinderten erhalten. Für die Betriebe sind hier insbesondere individuelle und angepasste Weiterbildungsangebote wichtig, die es ermöglichen Beschäftigte gezielt zu fördern.
Das Berufsethos müsse weitergegeben werden, sagte Bäckermeister Simon zum Abschluss der Veranstaltung. Die Qualität der Produkte und des Service sowie eine spannende und herausfordernde Tätigkeit fördern das Image der Branchen. Dazu müssen alle Akteure zusammenarbeiten und auch die Institutionen müssen jünger werden, sagte Horn. Die Teilnehmenden der Veranstaltung waren sich einig, dass die Betriebe unkomplizierte Lösungen im Bereich Ausbildung und Weiterbildung brauchen und sollten auch unkonventionelle Wege gehen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und Mitarbeitende zu binden. Dann kann auch der Fachkräftemangel aktiv gestaltet werden.