Am 14. Juli fand der 22. Hessische Unternehmerinnentag in Frankfurt statt. Austragungsort waren, wie schon in den Jahren zuvor, die Räumlichkeiten der IHK am Börsenplatz Frankfurt. Erstmals steuerten dabei die Regionalmanagements aus Nord-, Süd- und Mittelhessen einen Impuls bei.
580 Teilnehmer:innen, davon mehr als 80% weiblich, folgten der Einladung des jumpp e.V. zum großen Netzwerkevent. Auf einer großflächigen Netzwerk Area im Erdgeschoss präsentierten sich neben dem Regionalmanagement Mittelhessen und StartMiUp am frühen Morgen zahlreiche weitere Partner mit ihren Unterstützungsangeboten für Gründer- und Unternehmerinnen. Im Plenarsaal eröffneten der hessische Wirtschaftsminister Al-Wazir, Anna Christmann aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und die Frankfurter Stadträtin Stephanie Wüst anschließend die Veranstaltung.
"Männer bilden Seilschaften"
Al-Wazir betont, dass es nach wie vor zu wenig weibliche Gründerinnen und Führungskräfte gibt. Hessen sei noch nicht da, wo es sein solle. „Wir bilden gemeinsam Netzwerke, aber Männer bilden Seilschaften“ bemerkt Al-Wazir. Um dieses Ungleichgewicht aufzubrechen, bedürfe es weiblicher Vorbilder und die Sichtbarkeit von Success Stories.
Christmann sah die Gründe für die männliche Dominanz insbesondere in der Einstellung. Frauen bedürfen häufig eines „guten Gefühls“ bevor Sie den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Männer hingegen seien risikofreudiger.
Angelnetzwerke mit Nachholbedarf.
Weg von der Politik lenkte das zweite Panel den Blick auf die Praxis. Gabriele Acker-Bialek, Stefanie Kaulich, Susanne Petry, Dina Reit und Dilek Saake sprachen über ihre eigenen Erfahrungen. Reit übernahm vor einigen Jahren den Betrieb SK Laser von ihrem Vater. „Grade in den ersten Wochen war es schwer ernst genommen zu werden.“ Insbesondere mit Neuerungen stieß sie häufig auf Widerstand „Alle gingen davon aus es geht so weiter, wie bei meinem Vater“ das sei aber nicht ihre Vision gewesen betont sie.
Als Business Angel ging Acker-Bialek auf die Rolle der Frauen bei Dealflows ein. „Frauen haben nicht die schlechteren Ideen, im Gegenteil. Frauen die kräftig Auftreten sind signifikant erfolgreicher im Abschluss eines Deals“. Im Ungleichgewicht sieht Acker-Bialek eher einer Spirale. „85% der Angels sind männlich. Häufig investieren diese dann in technologienahe Ideen (die meist von Männern vorgebracht werden), weil sie ohnehin eine Affinität für dieses Thema haben“.
Trotz engem Zeitkorsett den Fokus behalten.
Nach der Mittagspause traten dann die Regionalmanagements aus Nord-, Mittel-, und Südhessen in Tandemvorträgen mit Best Practice Beispielen aus ihren Regionen auf.
Ökosystemmanager Benjamin Stuchly brachte hierzu Gründerin Vera Kar vom Unternehmen TecLex mit auf die Bühne. Kar präsentierte dort ihr Geschäftsmodell einer KI gestützten Datenbank für die juristische Recherche, das Sie gemeinsam mit Ihrem Team neben dem Studium an der Philipps-Universität-Marburg aufbaute. Dankbar zeigte sich Kar für die Vernetzungsarbeit der Hochschulen und des Regionalmanagements mit der Wirtschaft. Gleichzeitig sprach sie den Anwesenden Mut zur eigenen Idee zu. „Mehr als 1.500 Stunden sind in den letzten Monaten in die Gründung geflossen – und das neben dem Studium.“ Zwar gab es immer mal wieder Rückschläge, aber den Mut habe man nie verloren. „Traut euch, seid mutig, fangt an!“ richtete Kar den Appell an die Menge, die den Impuls mit tosendem Applaus quittierte.
Für die anderen Regionen sprachen Christine Vonderheid-Ebner mit Kristin Fitterer (Zehenspiel Barfußschuhe, Südhessen), sowie Kai Georg Bachmann mit Katharina Koch (Landfleischerei Koch, Nordhessen).