Die Region Mittelhessen ist Heimat eines gewachsenen Mittelstands, darunter viele Familienunternehmen und auch einige Weltmarktführer, die hier ihre Wurzeln haben. Manchmal zieht es aber auch Newcomer in die Region, wie jetzt das vegane Frankfurter Food-Startup Verrano. Eine passende Immobilie in Biebertal gab den Ausschlag, begleitet durch das Regionalmanagement und Biebertals Bürgermeisterin Patricia Ortmann, die das Startup als Gewinn für ihre Gemeinde und das Umland sieht: „Das passt hervorragend in die Region und die Regionalentwicklung“, betonte Ortmann bei einem gemeinsamen Ortstermin mit zwei der Verrano-Gründer und Regionalmanager Christian Piterek in dem ehemaligen Gebäude einer Metzgerei im Ortsteil Rodheim-Bieber.
Unter dem Motto „Wir bringen Wurzelgemüse zurück auf den Teller“ verarbeitet Verrano regionale Steckrüben, Sellerie und Rote Bete zu Brotaufstrichen und Zutaten für Pizzabeläge. Durch ein neuartiges Reifeverfahren wird aus dem Gemüse „ein völlig neues Lebensmittel“, wie es in der Firmenbroschüre heißt. In ihrer neuen Niederlassung zeigen zwei der drei Gründer, Felix Linnenschmidt und Manuel Siskowski, was sie in den nächsten Jahren vorhaben. Seit 30 Jahren sei an dem Gebäude baulich nichts mehr gemacht worden, „die Anforderungen sind in der Zwischenzeit aber stark gestiegen“, berichtete Linnenschmidt. Das Veterinäramt habe „relativ klar gesagt, was gemacht werden muss“. Mit der Eigentümerin des Gebäudes habe man sich gut einigen können, „dass das auf den notwendigen Stand kommt“.
Die beiden Unternehmer leben in Frankfurt, wo sie bisher auch produzieren, bei einem veganen Bio-Metzger, der auch das Know-how für die Herstellung veganer Produkte hat. Das Herstellungsverfahren basiert auf einer Entwicklung des Mitgründers Max Bubenheim. Der gelernte Koch hat bei seiner Arbeit in Sternerestaurants immer wieder Ansätze gesehen, Gemüse zu veredeln. „Es hat einige Jahre gedauert, bis wir das Produkt auf diesem Niveau herstellen konnten“, schreibt Bubenheim in einer Pressemitteilung. Es sei "toll zu sehen, dass man auch ohne Zusatzstoffe produzieren kann, wenn man den Lebensmitteln genügend Zeit zum Reifen gibt". Verrano soll zunächst direkt an die Gastronomie vertrieben werden, „die neue Gerichte und Kombinationen entdecken möchte“.
In Biebertal stehen dem Startup in einer ersten Ausbaustufe zunächst 300 Quadratmeter zur Verfügung, davon 200 Quadratmeter Lager- und Produktionsfläche. Dass das Gebäude früher den Zerlegebetrieb für eine Fleischerei beherbergte, sei ein Vorteil: Zum Beispiel, weil deren Anforderungen an die Raumhöhe mit den eigenen Bedürfnissen übereinstimmten, sagte Linnenschmidt. Ein Jahr lang hatten sie vergeblich nach einem geeigneten Objekt gesucht, dann kam über einen Freund der Kontakt zu Regionalmanagement-Geschäftsführer Jens Ihle zustande, der sie wiederum mit Biebertals Bürgermeisterin zusammenbracht. Ihle habe ihr das junge Unternehmen als „richtig gutes Startup“ vorgestellt“, erzählt sie. „Da haben wir gerne Unterstützung angeboten“, denn das Produkt passe gut zum Thema Bioökonomie, dem sich auch der Verein Region GießenerLand verschrieben habe.
Ein weiterer Vorteil für die beiden Unternehmer ist, dass das Gebäude Platz für Erweiterungen bietet. "Wir wollen keine Immobilie, aus der wir in zwei Jahren wieder ausziehen müssen. Seit September vergangenen Jahres ist Verrano mit seinen Produkten am Start, doch schon bald wollen sie in Biebertal 50 Tonnen pro Jahr produzieren, möglich wären an diesem Standort irgendwann auch 500. Denn im Obergeschoss stehen noch einmal über 250 Quadratmeter Gewerbefläche für eine Erweiterung zur Verfügung. Hauptaugenmerk liegt im Moment auf dem Ausbau des Stromanschlusses, der für die Hardware der veganen Lebensmittelmanufaktur noch nicht ausreiche, sagt Linnenschmidt. Die Bürgermeisterin, die im März für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wurde und sich die Erschließung von Fördertöpfen für ihre Gemeinde auf die Fahnen geschrieben hat, will nun gemeinsam mit dem Regionalmanagement regionale Unterstützungsangebote für die Jungunternehmer prüfen.