„Personaler von heute suchen mit Methoden von gestern die Mitarbeiter von morgen.“ Als eine Kernthese formulierte Prof. Christian Dries bei einem Treffen des Netzwerks Wirtschaft des Vereins Mittelhessen am vergangenen Montag (29.9.14) in Lollar diesen Satz vor rund 60 Führungskräften der mittelhessischen Wirtschaft. Der renommierte Personalfachmann vom Kölner Institut für Managementberatung beschrieb damit auch eine Agenda: Dries ist einer der geistigen Väter eines Algorithmus, der die neuartige Job-Matching-Plattform der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH (RMG) „Mittelhessen Connect“ antreibt. Insgesamt ging es bei dem Netzwerk-Treffen in der Akademie der Firma Bosch um Gegenwart und Zukunft des Personalmanagements in den mittelhessischen Betrieben. Netzwerk-Leiter Klaus Rohletter begrüßte bei diese Gelegenheit die Kooperation der Unternehmen: „Die Zusammenarbeit in Mittelhessen hat sich verbessert.“
„Tritt der Erfolg nicht ein, trifft die Führungskraft die Verantwortung.“ Und nicht etwa der Mitarbeiter, machte der Bonner Unternehmensberater Peter Rost in seiner Keynote zum „Mittelstands-Recruiting 2014“ deutlich. Und „Wir werden anfangen müssen, uns differenzierter mit dem Einzelfall Mensch zu beschäftigen.“ Wie dies zum Beispiel bei der Bosch Thermotechnik GmbH in der Praxis aussieht, erläuterte Franziska Nick, Leiterin der Bosch-Mitarbeiter- und Organisationsentwicklung: Unter anderem mit Arbeitszeitmodellen, Mitarbeiter-Netzwerken und Gesundheitsmanagement engagiere sich dabei der Energiesysteme-Bauer. Denn: „Wir müssen uns mit der Konkurrenz in der Rhein-Main-Region messen.“ Dabei nutze das Unternehmen auch auf die Fachkraft-Ressourcen der Region – wie zum Beispiel durch eine „enge Kooperation mit Bildungsträgern“ wie der Technischen Hochschule Mittelhessen.
Einen wichtigen Impuls, um regionalen Vorteile der mittelhessischen Bildungsregion besser nutzbar zu machen, sieht das Regionalmanagement in der Plattform Mittelhessen Connect. Die Mitarbeiter der Zukunft gehörten der „Generation Y“ an, sagte Mit-Entwickler Dries. Der Buchstabe spiele auf das englische „Why“ (Warum) an und deute auf einen Nachwuchs hin, der Etabliertes stärker hinterfrage. „Nicht ‚kann‘ die Person das, sondern ‚will‘ die Person das“, werde in Zukunft die entscheidende Frage beim Einstellungsgespräch sein. Genau darauf zielt Mittelhessen Connect ab, wie der Mitgründer der bundesweiten Mutter-Plattform Talents Connect, Robin Sudermann, erläuterte: „Was bin ich für ein Typ und wer braucht genau das, was ich kann“, ließe sich durch den so genannten Talent Score des Systems besser ermitteln als zuvor. „Wir machen die Region sichtbar für Ihr Unternehmen“, sagte Mittelhessen-Connect-Projektleiterin Aylin Bruns.
Den Netzwerk-Mitgliedern wurden in Lollar auch weitere Initiativen des Regionalmanagements zur Fachkräftesicherung vorgestellt: Als „großen Erfolg“ bezeichnete Christian Bernhard von der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill, Leiter des RMG-Arbeitskreises Willkommenskultur, den „Newcomers Day“ in Marburg-Dagobertshausen vor wenigen Tagen, mit dem künftig jährlich neue Fach- und Führungskräfte begrüßt werden sollen. Dr. Eva-Maria Aulich von der Justus-Liebig-Universität stellte das Netzwerk „Evidence-based Management“ vor, bei dem sich „wissenschaftlich interessierte Praktiker und praxisorientierte Wissenschaftler“ regelmäßig zu wirtschaftlichen Themen austauschen. Ein erstes Treffen vor wenigen Monaten beschäftigte sich mit „erfolgreichen Internationalisierungsstrategien“.
„Die heutige Veranstaltung sollte Impulse für eine moderne Personal-Rekrutierung bieten“, sagte RMG-Geschäftsführer Jens Ihle. Das Regionalmanagement arbeite zu diesem Zweck intensiv an regionalen Services und Projekten. „Mit Mittelhessen Connect bauen wir hier auf ein modernes und effektives Angebot, um junge Talente in Mittelhessen zu halten.